Geringe Volatiltiät ist Kräftesammeln vor starker Trendphase
In ihrem aktuellen Goldreport erwartet die Erste Group einen Anstieg des Goldpreises auf 1.200 bis 1.250 Dollar innerhalb von zwölf Monaten. Zwar ist die Volatilität derzeit sehr gering. Doch diese Ruhe sei ein für die Börse typisches „Kräftesammeln vor einer starken Trendphase“.
Im ersten Quartal 2015 wurden erstmals seit dem vierten Quartal 2012 wieder Nettozuflüsse in Gold-ETFs verbucht. Nach den starken Abflüssen im Jahr 2013 in Höhe von knapp 900 Tonnen Gold dürfte der Exodus nun langsam zu Ende gehen, sagt Ronald Stöferle in dem von ihm für die Erste Group verfassten Goldreport 2015.
Bemerkenswert sei die derzeit vorherrschende Divergenz zwischen der tatsächlichen Goldpreisentwicklung und des weitgehend negativen Sentiments vieler Marktteilnehmer hinsichtlich Gold. „Dies liegt vermutlich daran, dass in erster Linie dem Dollar-Preis Beachtung geschenkt wird“, so Hans Engel, Experte für internationale Aktienmärkte in der Erste Group.
Im vergangenen Jahr tendierte der Goldpreis auf Dollar-Basis seitwärts, doch in allen anderen wichtigen Währungen fand eine Aufwärtsbewegung statt. Auf Euro-Basis gab es 2014 ein Plus von 12 Prozent. „Auch seit Jahresbeginn 2015 entwickelt sich Gold erfreulich, das Plus liegt bei 7,6 Prozent auf Eurobasis“, so Engel.
Die größte Nachfrage kommt aus Asien
Die sukzessive wachsende Bedeutung der asiatischen Schwellenländer hinsichtlich der Goldnachfrage wird nach Ansicht der Erste Group weitgehend unterschätzt. Doch ein Großteil Asiens weist ein deutlich größeres Faible für Gold auf als die westlichen Industrienationen.
So kamen im vergangenen Jahr 53 Prozent der Gesamtnachfrage nach Gold aus Indien und China. Diese traditionell hohe Goldaffinität und der steigende Wohlstand in diesen Ländern werden die Nachfrage langfristig unterstützen.
Betrachtet man die Pro-Kopf-Nachfrage des Vorjahres, so erkennt man, dass sich unter den 20 größten Goldkäufern inzwischen eine ganze Reihe von Schwellenländern befindet. Dies ist besonders im Hinblick auf die deutlich geringere Kaufkraft erstaunlich.
Warum Gold im Portfolio Sinn macht
Zahlreiche Studien belegen, dass eine Gold-Beimischung die Wertschwankung eines Portfolios verringert. Allerdings ist es auch Fakt, dass Hausse-Phasen am US-Aktienmarkt kein gutes Umfeld für die Goldpreisentwicklung bedeuten. Daher empfiehlt die Erste Group nach wie vor eine Investition in der Höhe von 5 bis 10 Prozent des Gesamtvermögens.
Der Ausblick ist moderat positiv
Der Ausblick für den Goldpreis ist nach einer langen Bodenbildungsphase (in US-Dollar) moderat optimistisch. Die technische Einschätzung zeigt jedoch, dass die langjährige Bodenbildungsphase noch nicht abgeschlossen ist und de facto eine Seitwärtsbewegung vorherrscht. Die von uns auf zwölf Monate prognostizierte Preisspanne liegt bei 1.200 bis 1.250 Dollar je Unze.
Der Verfasser des Goldreports 2015, Ronald Stöferle, sagt:
„Das sinkende Interesse an Gold spiegelt sich auch in der verringerten Volatilität des Goldpreises wider. Die derzeitige Marktphase lässt uns auf die alte Weisheit ‚In der Ruhe liegt die Kraft‘ besinnen, welche auch an der Börse Gültigkeit besitzt. Ruhephasen sind Zeiten, in denen ein Kräftesammeln vor einer starken Trendphase erfolgt.“
Doch woher kommt Ronald Stöferles ungebrochenes Vertrauen in Gold?
„Ein Vergleich der derzeitigen Situation mit dem letzten großen Bullenmarkt der 1970er Jahre und dessen Ende zeigt uns folgenden wesentlichen Unterschied: Damals wollte die Fed mittels restriktiver Geldpolitik den steigenden Inflationstrend beenden, heute setzen Notenbanker rund um den Globus hingegen alles daran, steigende Teuerungsraten zu erzeugen.“